101 03 Vision Lighthinking im Interview mit Thierry Marsick, dem Leiter der Abteilung städtische Beleuchtung der Stadt Lyon. Ein Gespräch über Geschichte und Zukunft der Stadtbeleuchtung. Der urbane Beleuchtungsplan von Lyon und seine Wurzeln. ThierryMarsick Könnten Sie uns kurz die Geschichte des Beleuchtungsplans von Lyon erzählen? Seit 1989, dem Jahr des wegweisenden ersten Beleuchtungsplans, der heute als Vorbild in Europa und der ganzen Welt angesehen wird, hat Lyon kontinuierlich weitere ähnliche Pläne ausgearbeitet. Im selben Jahr verwandelte sich das Lichterfest mit seinen religiösen Wurzeln zum Volksfest mit internationaler Bühne, auf der Künstler und Designer aus aller Welt spektakuläre Beleuchtungsprojekte inszenierten, die mit dem städtischen Umfeld im Dialog standen. Die Entwicklung des Beleuchtungsplans lässt sich in zwei zeitliche Blöcke von je 15 Jahren unterteilen: Im ersten, kürzeren Zeitraum zwischen 1989 und 2000 zielte das Programm darauf, das „szenische Potenzial der Stadt“ für Lichtinszenierungen zu nutzen. Mit anderen Worten, die Stadt Lyon als Theater aufzufassen, ihre Schätze hervorzuheben und die ästhetische Seite des Lichts neben seiner funktionalen Seite wertzuschätzen. Dies betraf längst nicht nur das historische Erbe der Stadt, sondern auch natürliche Elemente wie Felsen oder Pflanzen auf den Hügeln ringsherum. Anfang der 2000er Jahre, also im zweiten Zeitblock, verschob sich das Augenmerk der Planer mehr auf die Energieeinsparung, in dessen Rahmen auch die Beleuchtung umweltverträglich und wirtschaftlich sein sollte. Eines der Ziele des zweiten, 2004 aufgesetzten Beleuchtungsplanswar es denn auch, die Beleuchtung den Nutzungs- und Beleuchtungsplans war der Bewohner der einzelnen Stadtteile anzupassen. Fünfzehn Jahre sind seitdem verstrichen, und die Abteilung für städtische Beleuchtung arbeitet nun an den Grundlagen des dritten Lichtplans. Dieser soll die Bedürfnisse und Nutzungsformen von Licht sowie die Beziehung zwischen öffentlicher und privater Beleuchtung besser berücksichtigen, die in einigen Fällen harmonisch, in anderen dagegen eher konfliktreich zusammenleben. Um die Kultur des Lichts großflächig zu verbreiten und zu fördern, führt die Stadt ihre Analysen in Gestalt von partizipativen Events durch. Wir organisieren viele solcher Veranstaltungen vor Ort, in denen sich die Bewohner über die Wahrnehmung des Lichts austauschen können. Häufig organisieren wir Spaziergänge mit Bürgern, um zu verstehen, was funktioniert und was nicht. Wir sprechen dabei viel über schlechtes Licht und wie es sich verbessern lässt. Was lässt sich aus dem Beleuchtungsplan für die ganze Welt lernen? Er fungierte zum Beispiel als Modell für weitere Eingriffe in der Stadt. So hat das Festival von Lyon die belgische Stadt Gand inspiriert, die seit 1999 alle drei Jahre ein Lichterfest ausrichtet: Mt dieser Stadt pflegen wir einen regelmäßigen Austausch über einen Prozess, den Lyon bereits hinter sich gebracht hat.
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