Die Zwillinge Javier und Sergio Torres gehören dank jahrelangem Fernseherfolg zu den bekanntesten Köchen in Spanien. Im März 2019 wurde das vom Sender TVE ausgestrahlte Programm Torres en la cocina nach vier Folgen abgeschlossen. "Mit unserer TV-Erfahrung", erzählen sie, "haben wir gelernt, zu kommunizieren, haben Lebensmittel und Hersteller aus ganz Spanien kennengelernt und vor den Kameras gelernt, wie wichtig die Beleuchtung der Gerichte ist."
Diese wichtige Erfahrung ist nicht auf den Bildschirm beschränkt geblieben, denn das Licht spielt eine zentrale Rolle im
Cocina Hermanos Torres, dem Restaurant, das die Brüder vor einigen Monaten in Barcelona im Viertel Les Corts eröffnet haben. Das Projekt des
OAB Studio von Carlos und Borja Ferrater hat ein ehemaliges 800m² großes Lagerhaus in einen Ort verwandelt, der für Köche und Kunden gleichermaßen eine neue Erfahrung darstellt.
Ein Blick in das Cocina Hermanos Torres (Video des Studios OAB)
Wie würdet ihr das Cocina Hermanos Torres jemandem beschreiben, der es nur von Fotos kennt? Welche Aspekte würdet ihr hervorheben?
Der wichtigste Aspekt ist unserer Ansicht nach das Licht. Was die Leute verblüfft, wenn sie das Cocina Torres betreten, ist die Tatsache, dass sich das Licht im Laufe des Tages ständig verändert: Innen ist das Kunstlicht von iGuzzini, aber von außen dringt das natürliche Licht der Sonne ein. Da sich das Licht permanent ändert, gibt es einen Überraschungseffekt, etwas, das man auf den Fotos nicht erkennt. Cocina Torres ist natürlich auch deshalb besonders, weil es kein „Restaurant mit Küche“, sondern „eine Küche mit Restaurant“ ist und die Küche im Mittelpunkt steht. Wir sind von unseren Kinderträumen ausgegangen: Erinnerungen an die Küche mit der Oma am Herd. Wir wollten diese Vorstellung einer traditionellen und häuslichen Küche mit einer modernen industriellen, technologischen Küche des 21. Jahrhundert verschränken. Wir glauben, dass unser Restaurant einzigartig ist.
Wenn ihr über das Cocina Torres sprecht, verwendet ihr häufig Theatermetaphern, sprecht über Küche und Restaurant als wären sie Bühnen. Was meint ihr damit?
In der zentralen Küche sind 15 bis 20 Köche beschäftigt. Sie werden von den Gästen gesehen und kochen auf organisierte Weise, mit Disziplin und Strenge, aber auch Natürlichkeit. Jeder Tisch ist dazu eine kleine erleuchtete Insel, wo man mit den Menschen isst und spricht, die neben einem sitzen; wenn man den Blick erhebt, sieht man jedoch ein Theaterstück, in dem die Köche, die Kellner und die Kunden selbst ihre Rolle haben. Dank der Beleuchtung waren wir in der Lage, ein Ambiente zu schaffen, das gleichzeitig Bühne und Saal ist.
Wie stark wolltet ihr in die Planungen einbezogen werden und wie viel habt ihr den Architekten überlassen?
Wir haben den Architekten um ein Blatt Papier gebeten und den Grundriss der Küche oder besser der Küchen gezeichnet. Der Architekt hat uns geholfen, unsere Idee von einer großen zentralen Fläche auch durch die Beleuchtung umzusetzen. Er hat sich getreulich an die Philosophie gehalten, die wir im Sinn hatten.
Konzentriert sich das Licht vorwiegend auf die Bereiche der Speisenzubereitung?
Es gibt viele Typen von Beleuchtung, die sich je nach Ambiente unterscheiden, von den Badezimmern bis zu den Küchen. Sie müssen wissen, dass wir 12 Küchen haben, einige mittig, andere seitlich angelegt, und jede von ihnen genau geplant haben. Die Tische tragen ebenfalls zur theatralischen Wirkung bei, denn jeder besitzt seinen eigenen Lichtpunkt, der nur die Tischfläche beleuchtet und - das ist ganz wichtig - nicht blendet. Die Küche wurde nach demselben Prinzip beleuchtet: Ein zentraler Spot erzeugt eine Lichtblase und bezieht den gesamten Raum um sich herum ein. Das Licht ist zart und warm, aber ausreichend, damit die Köche sehen, und kommt direkt aus den Absaughauben.
Könnt ihr allgemein sagen, welche Hauptanforderungen in beleuchtungstechnischer Hinsicht für ein Restaurant erfüllt sein müssen? Jedes Restaurant hat seine eigene Beleuchtung und Persönlichkeit. Wenn wir andere Restaurants besuchen, achten wir sehr auf das Licht. Einige nutzen, vor allem in der Küche, ein weißes Licht - kalkweiß, wie in Krankenhäusern. Uns gefällt das warme Licht, nicht nur für die Kunden, auch für unsere Mitarbeiter, vermittelt es doch Ruhe, ist schöner anzusehen und interessanter. Natürlich beeinflusst das Licht auch die Menschen. In jeder Küche haben wir von oben nach unten verlaufende Lichtvorhänge, perfekt für unser Küchenpersonal.
Uns gefällt das warme Licht, nicht nur für die Kunden, auch für unsere Mitarbeiter, vermittelt es doch Ruhe, ist schöner anzusehen und interessanter.
Würdet ihr gerne am Tisch der Gäste jedes Gericht mit einem anderen Licht beleuchten?
Das würden wir gerne, und sind dabei, genau dies zu verwirklichen. Wir wollen ja nicht alle Gerichte illuminieren, sondern nur die wichtigsten. Wir testen das gerade, und auch in diesem Fall haben wir auf eine sehr warme Beleuchtung gesetzt.
Wie seid ihr ins Fernsehen gekommen? Verfolgt ihr nach Torres en la cocina noch andere Projekte?
Wir hätten uns nie vorstellen können, im Fernsehen zu arbeiten. Vor einigen Jahren waren wir in Werbespots für eine Biermarke zu sehen. Einem der Produzenten gefiel unser Bild so sehr, dass sie uns anboten, eine Sendung zu machen. Mit Cocinando haben wir über drei Folgen alle Städte Spaniens bereist, dann haben wir bis vor wenigen Monaten vier Jahre lang Torres en la cocina gemacht. Uns schwebt ein neues TV-Projekt für die Zukunft vor, aber derzeit kümmern wir uns ausschließlich um Cocina Hermanos Torres: Wir wollen schließlich eines der besten Restaurants der Welt werden.