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„Man scheint in die Höhle von Alibaba einzutreten“

Interview mit Evelyne Possémé, Kuratorin der Galerie des Bijoux am Musée des Arts Décoratifs von Paris

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Published: 7 Jul 2020
“Wir wollten die Galerie als Begegnungsort mit der Welt der Juwelen konzipieren und einen Ort schaffen, dem ein gewisser Zauber innewohnt“, sagt Evelyne Possémé, Kuratorin der Galerie des Bijoux (Galerie der Schmucksteine) im Musée des Arts Décoratifs von Paris. „In vielen Fällen stehen die Materialien und Techniken, die den ausgestellten Schmuckstücken zugrundeliegen, normalerweise nicht dem großen Publikum offen, sondern sind den Reichen vorbehalten. Dem Bühnenbildner und Architekten Roberto Ostinelli, der das ursprüngliche Projekt der Galerie betreut hat, sagten wir deshalb, er solle sich an der Räuberhöhle von Ali Baba inspirieren”. Wie die Figur aus Tausendundeine Nacht, finden sich die Besucher von Schätzen umgeben, von denen sie nicht zu träumen wagten, und haben den Eindruck, sie in einem ihnen innewohnenden Licht zu erblicken.
 
„Man scheint in die Höhle von Alibaba einzutreten“

Ph: Didier Boy de la Tour

Finden sich die Besucher von Schätzen umgeben, von denen sie nicht zu träumen wagten, und haben den Eindruck, sie in einem ihnen innewohnenden Licht zu erblicken.
Die Galerie des Bijoux, unterstützt von Van Cleef & Arpels und der Ecole des Arts Joailliers, wurde 2004 als Teil des Musée des Arts Décoratifs eröffnet, das zum Louvre- Museumskomplex gehört. In zwei Räumen werden hier etwa 1000 Schmuckstücke der insgesamt 7000 Artefakte enthaltenden Sammlung gezeigt, die in chronologischer Reihenfolge über einen Zeitraum vom Mittelalter bis zur Gegenwart ausgestellt sind.

Es ist die einzige von Kunstlicht erhellte Fläche im Museum. Zu diesem Zweck wurden die Fenster verdunkelt und die Wände auf der ganzen Fläche mit dunklen Paneelen verkleidet. Auf diese Weise erscheinen der Goldschmuck und die Edelsteine in ihrem vollen Glanz auf einem einheitlichen Hintergrund. In den durchsichtigen, vom Boden bis zur Decke reichenden Vitrinen, sind die Schmuckstücke in unterschiedlichen Höhen angeordnet und scheinen, von hauchdünnen Trägern gehalten, ohne Schlagschatten in der „Luft zu schweben“.
 
„Man scheint in die Höhle von Alibaba einzutreten“

Ph: Didier Boy de la Tour

Während die horizontale Abfolge der Objekte, wie wir gesehen haben, dem Zeitstrahl folgt, illustriert die vertikale Dimension die Position, die die Juwelen am Körper ihres Trägers innehaben, so dass Besucher der „richtigen“ Größe, durch das Spiel der Lichter und des Widerscheins bewirkt, die kostbaren Ketten oder Diademen selbst zu tragen scheinen. Teilweise mussten die Organisatoren dafür aus der Not eine Tugend machen: „Da wir die Reflexionen der Objekte nicht vollständig tilgen konnten“, erläutert Possémé, „haben wir beschlossen, sie zu belassen und mit ihnen zu spielen, weil sie zum Zauber des Ortes beitrugen. Um adäquaten Gebrauch von ihnen zu machen, haben wir spezielle Workshops mit Studenten der neuen Technologien durchgeführt.“

Aber während ein Diamant für immer besteht, kann man dasselbe nicht von einer Lichtanlage erwarten, vor allem nicht in Zeiten so rasch aufeinanderfolgender technischer Entwicklungen. 15 Jahre nach der Eröffnung der Galerie waren Instandhaltung und Ersetzung der Komponenten der alten Glasfaser-Lichtanlage zunehmend mühsamer geworden und die Qualität des Lichts in den Räumen hatte spürbar abgenommen. „Einige Objekte sah man nicht mehr gut“, erzählt Possémé, außerdem „sind viele Schmuckstücke der Ausstellung Leihgaben großer Juwelierhäuser, die besondere Vorgaben bei ihrer szenischen Beleuchtung haben, die mit der Vorgängeranlage schwierig umzusetzen waren.“
 
„Man scheint in die Höhle von Alibaba einzutreten“

Ph: Didier Boy de la Tour

Heute können wir glücklicherweise LEDs nutzen, die in technischer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht überlegen sind, so dass das Licht der Galerie zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 unter Beibehaltung der Atmosphäre und nur durch Ersetzung der beleuchtungstechnischen Lösungen vollständig erneuert werden konnte. Durch die frühere Zusammenarbeit mit Van Cleef & Arpels anlässlich einer Ausstellung im Musée des Arts Decoratifs im Jahr 2012 und einer weiteren in Peking 2018, war Possémé mit der Lighting Design-Agentur Voyons Voir in Kontakt getreten, und der Direktor des Museums hatte ihren Vorschlag, dieser Agentur die Durchführung des Projekts anzuvertrauen, wohlwollend stattgegeben. Die Resultate können sich sehen lassen: „Der Effekt ist herausragend“, sagt Possémé. „Es ist selten, dass ein und dasselbe Konzept nach all diesen Jahren noch funktioniert, aber es erscheint immer noch aktuell, so dass wir es noch weitere 15 Jahre bewahren werden.“ Einer der Faktoren für die ästhetische Langlebigkeit des Konzepts ist das Zurücktreten der Beleuchtung: „Ich denke nicht, dass die Besucher sich des Lichts bewusst sind“, sagt Possémé, „weil man ein schlecht geplantes Licht bemerkt, ein gut geplantes dagegen nicht.“