Noch vor zwei Jahren stellte die Beleuchtung der Sternwarte von Padua ein Umweltproblem und ein Ärgernis dar; heute ist sie ein leuchtendes Beispiel für ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Am 1. März wird das Osservatorio Astronomico di Padova (das in der Sternwarte seinen Sitz hat) am Event M‘illumino di meno teilnehmen und alle Lichter in einer symbolischen Geste löschen. Aber eigentlich wäre das gar nicht nötig: Die vom Architekten Antonio Stevan entworfene Anlage vermeidet Lichtsmog und hebt den Turm in der Stadtlandschaft dennoch eindrucksvoll hervor.
„Ich denke, wir haben hier gute Arbeit geleistet. Wir sind überzeugt, dass die Planung hinter der neuen Anlage ein Vorbild für die Zusammenarbeit zwischen privater und öffentlicher Hand sein kann“, sagt Massimo Turatto, Direktor des Observatoriums und des Forschungszentrums INAF.
Die beleuchtete Sternwarte von Padua während der Langen Nacht der Forschung 2017
Direktor Turatto, weshalb haben Sie beschlossen, die Beleuchtung der Sternwarte neu zu konzipieren?
Im Jahr 2010 hat die ARPAV [die Regionale Umweltschutzbehörde der Region Veneto] uns eine Art „Abmahnung“ geschickt, in der wir darauf hingewiesen wurden, dass die Beleuchtung des Gebäudes nicht den Normen entspricht. Das hat uns nachdenklich werden lassen, denn mit der ARPAV waren wir immer im engen Kontakt, hätten aber nie daran gedacht, gegen die Vorschriften zu verstoßen. Tatsächlich wurde der Turm von einem externen, kommunal verwalteten Scheinwerfer bestrahlt, der eine inakzeptable Lumineszenz rundherum warf; außerdem beleuchtete er nur eine Seite des Bauwerks, so dass man es vom Stadtzentrum aus gar nicht sah.
Lichtverschmutzung ist ein Thema, das Sie gut kennen...
Ja, denn sie behindert die astronomische Arbeit; aber es ist nicht nur die Obsession einer Schar Forscher oder Himmelsbeobachter. Es ist eine besonders tückische Form der Verschmutzung, die Auswirkungen auf das Verhalten von Tieren, den menschlichen Körper, auf unseren Tag-Nacht-Zyklus hat und ungerechtfertigte Energieverschwendung zur Folge hat. Das Schreiben der ARPAV war für uns wirklich ein harter Schlag.
Wie haben Sie das Problem gelöst?
Als Sofortmaßnahme haben wir den Scheinwerfer abgesenkt, so dass nur der Fuß des Turmes, nicht seine Spitze beleuchtet wurde, das eigentliche Schmuckstück des Bauwerks. Wir haben der Stadt vorgeschlagen, die Anlage zu erneuern, aber es gab organisatorische Schwierigkeiten und keine finanzielle Abdeckung, so dass wir diesen Weg nicht einschlagen konnten. Als wir dann 2017 die 250-Jahrfeier der Gründung des Osservatorio di Padova begangen haben –eine wichtige Veranstaltung für uns, aber auch für die Geschichte der italienischen Wissenschaft – haben wir der Stadt vorgeschlagen, mit uns zusammenzuarbeiten, um der Sternwarte eine neue Lichtanlage zu „schenken“. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Wir waren ehrgeizig und wollten nicht nur eine leistungsstarke und wirtschaftliche Beleuchtung, sondern auch das Monument zur Geltung bringen. Die Sternwarte besteht aus einem Turm aus dem 13. Jahrhundert und markiert einen geographischen und kulturellen Höhepunkt Paduas. Es ist ein historisches Gebäude, aber auch der Sitz eines aktiven Forschungsinstituts wie des unsrigen, das jeden Tag von Hunderten Menschen frequentiert wird. Wir haben also eine kleine Arbeitsgruppe eingerichtet, die dann am Ende gar nicht so klein war.
Wen haben Sie ins Boot geholt?
Natürlich die Stadt; die Universität Padua, quasi unsere Nachbarin; die ARPAV als zuständige Aufsichtsbehörde; es erschien uns richtig, auch die städtische AcegasApsAmga einzubeziehen, die für das öffentliche Licht in der Stadt zuständig ist; dann benötigten wir einen Partner, um die Anlage konkret zu realisieren, worauf die Stadt uns mit iGuzzini in Kontakt setzte das bereits an der Kapelle der Scrovegni gearbeitet hatte; schließlich mussten wir unbedingt die Oberaufsicht für Archäologie, Bildende Künste und Landschaftsplanung an Bord holen, da die Sternwarte Teil des Komplexes der Festung von Padua ist. Alle Parteien waren sofort bereit, ihren Teil zum Projekt beizutragen, so dass das Vorhaben auch in menschlicher Hinsicht bereichernd war.
Welche Schwierigkeiten mussten Sie überwinden?
Eigentlich gab es gar keine: Von Anfang an hatten wir den anderen Akteuren unsere Vorstellungen deutlich gemacht, wie wir uns das Ganze wünschten und was wir vermeiden wollten. In unserer Vorstellung sollte es ein kulturelles, nicht nur technisches Vorhaben sein. Der planerische Ansatz war sehr erfolgreich: Die Dinge im richtigen Maß halten, sie durchdenken und nicht einfach vier Lichtpunkte installieren und den Schalter betätigen.
Mit der neuen Beleuchtungsanlage kann die Lichtfarbe anlässlich von städtischen Anlässen wie Festen, Jubiläen oder besonderen Sensibilisierungskampagnen geändert werden.
Der planerische Ansatz war sehr erfolgreich: Die Dinge im richtigen Maß halten, sie durchdenken und nicht einfach vier Lichtpunkte installieren und den Schalter betätigen.
With the old lighting system, at night the tower literally could not be seen in one part of the town. Has the relationship between the local people and the Specola Tower changed?
We unveiled the new lighting system at the end of September 2017, at the Researchers’ Night event, a European initiative that we take part in every year along with the university. About 3500 people came and it was amazing, we never expected such a huge turnout. I believe that in Italy people appreciate projects like ours, when they are presented in the right way. And I still meet people who remember he Researchers’ Night and congratulate me on the lighting system.
Has your experience at the Specola Tower inspired other projects?
Yes, many people have contacted us to find out how the scheme was organised. I don’t know if the Specola project has directly inspired anyone else, but I think it has had a significant impact and I hope it has affected the mentality of public and private administrators. The former manage numerous light points, but a significant part of light pollution is also due to private lighting. For example, in our area, the fear of theft or damage has led to many factory and company forecourts being lit in a way that is exaggerated, scrappy and useless.