filter search
English - United States flag It looks like you're in North America.

Suche nach Code

Nutze die Filter, um aus unserem Produktsortiment den richtigen Code zu finden.

Code zu finden
Code Finder
Back

Lighthinking

Die Farben von Coco Chanel

Weiß, schwarz, Gold, beige, rot: Um diese Farbtöne drehten sich die Kreationen der französischen Modeschöpferin

Tags
Published: 11 Jan 2021
Als Gabrielle Chanel, die die Welt unter dem Pseudonym “Coco” kennenlernen sollte, vor fünfzig Jahren, am 10. Januar 1971 mit 87 Jahren starb, war sie eine der kulturell einflussreichsten Frauen ihrer Epoche. Als energische Persönlichkeit nicht ohne Schattenseiten (sie soll sogar eine Naziagentin gewesen sein, auch wenn sie dies immer bestritt), revolutionierte sie ab den 1910er Jahren die Frauenmode hin zu essentiellen und funktionellen Formen, die perfekt zum Geist des Wandels des Jahrhunderts passten.
 
„Echte Eleganz“, sagte die Modedesignerin, „kann von vollständiger Bewegungsfreiheit nicht absehen.“ Um den Sinn ihrer Worte heute zu verstehen, muss man sich den Kontext vor Augen führen: Zur Jahrhundertwende hatten die Frauen begonnen, sich von ihren unbequemen Kleidern und langen Röcken zu befreien, die ihnen eine passive Rolle in der Gesellschaft auferlegten; durch Industrialisierung und Urbanisierung hatten viele Frauen Anstellungen und neue Positionen im Produktionswesen gefunden. Erster und Zweiter Weltkrieg hatten den Prozess beschleunigt, da Millionen Männer zur Front abkommandiert worden waren und die Frauen jahre- oder manchmal ein Leben lang die finanzielle Last der Familie tragen mussten. So verbannte Coco Chanel ein für alle Mal das Korsett aus der weiblichen Garderobe, kürzte die Röcke, verzichtete auf Schnörkel und begann damit, Kleider für die arbeitende, sportliche, aktive Frau zu fertigen, die sich gar zum Fahrradfahren eigneten.
 
Ihr Stil spiegelte die sozialen Veränderungen der Zeit wider, war aber auch Ausdruck ihres Werdegangs. Nicht zufällig trug Chanel die gleichen Kleider, die sie entwarf (ein treffenderer Ausdruck als „zeichnete“, gab sie doch an, sie direkt an Mannequins zu realisieren) in den Farben, an denen sie aus ästhetischen oder persönlichen Gründen besonders hing. Insbesondere hinsichtlich der Farben lässt sich beobachten, dass ihre Produktion um einige zentrale Farben oder Farbkombinationen kreiste, die den Chanel-Stil als Klassiker im kollektiven Gedächtnis verankert haben.
Die Farben von Coco Chanel
Coco Chanel (Foto: Justine Picardie, CC-Lizenz)
SCHWARZ
Bevor Chanel ihr „kleines Schwarzes“ auf den Markt brachte und es zur Farbe der smarten Eleganz für jeden Anlass machte, war Schwarz die Farbe der Trauer und der Arbeitskleidung der Dienerschaft gewesen. Auch die Mönche des Klosters von Aubazine trugen schwarz, bei denen sie als Kind zusammen mit den Schwestern zur Schule ging und nähen lernte.
Für Chanel stand Schwarz für Wesentlichkeit und Strenge, war aber auch ideale Ergänzung, um Weiß und andere Farben zur Geltung zu bringen, nicht zuletzt die schillernden Farbtöne von Juwelen oder Broschen.
„Wenn ich einen dunkleren Farbton als Schwarz finde“, sagte Chanel, „werde ich ihn anlegen. Bis dahin aber werde ich weiterhin Schwarz tragen!“
Die Farben von Coco Chanel
Coco Chanel im Matrosenlook im Jahr 1928 (lizenzfrei)
WEISS
Weiß spiegelt das Licht und lässt das Antlitz erleuchten. In Chanels Stil nahmen Perlen – ob echte oder künstliche – mit ihrer nüchternen Noblesse einen zentralen Rang ein, zusammen mit einem weiteren Markenzeichen ihrer Mode, der weißen Kamelie, getragen am Hut, in den Haaren oder am Kleid: Sie soll als junge Frau von einer Aufführung der Kameliendame mit Sarah Bernhard von ihr verzaubert worden sein, die die gefeierte Schauspielerin getreu der Mode der Dandys zur Jahrhundertwende als Insignie trug. Weiß waren auch die Flügelhauben der Nonnen im eingangs zitierten Kloster von Aubazine, wo sie sieben Jahre ihrer Kindheit verbrachte.
 
Das Spiel aus Schwarz und Weiß erzeugt eine minimale, dabei sehr elegante Wirkung, etwa mit kleinen schwarzen Einsätzen an den Rändern von Taschen, Manschetten oder dem Kragen eines weißen Kleids oder der Spitze eines beigen Schuhs.
Die Farben von Coco Chanel
Coco Chanel und der Großherzog Dmitrij Pavlovič in den 1920er Jahren (lizenzfrei)
GOLD
In Armut aufgewachsen, erschien Gold Coco Chanel wie ein fernes Eldorado; dank ihres unternehmerischen Könnens gehörte sie jedoch bald zu den vermögendsten Frauen Frankreichs und konnte sich mit seinem Flair umgeben. Als Liebhaberin Venedigs und seinen Kunstwerken wie dem Pala d‘Oro im Markusdom kannte sie den symbolischen Wert des Goldes und wusste, dass man kein echtes Edelmetall benötigte, um seine Kostbarkeit zu beschwören.
Das bekannteste goldene Objekt von Chanel ist aber kein Kleid, sondern das Parfum N°5.
 
ROT
„Rot ist die Farbe des Lebens, des Blutes, ich vergöttere es“, sagte Chanel einmal. Eine Farbe, die gleichzeitig brillant und aggressiv anmuten kann und die als dunklerer Farbton Eleganz und Willenskraft verkörpert und Kleider, Accessoires oder Frauenkörper direkt als Lippenstift oder Nagellack ziert. „Wenn du traurig bist“, empfahl Chanel, „trage Lippenstift auf und stürze dich ins Leben. Männer hassen weinende Frauen.“
Die Farben von Coco Chanel
Von links: Ein Flakon von Chanel N°5 (Foto: Jonn Leffmann, CC-Lizenz) und Coco Chanel in 1970 (Foto: Marion Pike; lizenzfrei)
BEIGE
Zarte Farben wie Beige oder Puderrosa bilden den Abschluss der vier Farb-Eckpunkte des Chanel-Systems: vielseitig, leicht zu kombinieren, unauffällig und daher ideal für die aktive und praktische Frau, an die sich die Maison richtete. Insbesondere die Slingback-Schuhe in Beige und Schwarz wurden in diesem Zusammenhang ab 1957 zu einem Symbol der Marke.
Obwohl sie eine große Berühmtheit war, kleidete Gabrielle selbst sich keinesfalls exzentrisch und wählte für ihre Auftritte in der Öffentlichkeit meist diese wenig auffallenden Farben; auch vor der Kamera blieb sie dieser Philosophie treu, wie ihr erstes Interview für das Fernsehen im Jahr 1959 zeigt.
 
Bis in die 70er und 80er hinein, als der europäische Modemarkt begann, sich auch für nicht-weiße Frauen zu interessieren, galten Beige oder Pastellrosa als „natürliche“ Farben, da sie der natürlichen Hautfarbe weißer Frauen entsprachen. Heute erscheint dieses Adjektiv freilich nicht mehr angemessen.
Eine kuriose Anmerkung zum Stichwort Hautfarbe (aber nicht die der Kleidung): Bräunung war in Frankreich und Europa des frühen 20. Jahrhunderts keinesfalls schick, sondern wurde es erst mit Coco Chanel. Denn traditionell galt die von der Sonne verbrannte Haut als Kennzeichen jener, die auf dem Feld oder Bau arbeiteten und sicher nicht als Distinktionsmerkmal betuchter Damen der Stadt, die im Gegenteil Schirme und breitkrempige Hüte trugen, um ihre Blässe zu bewahren. All dies änderte sich in den 20er Jahren, als Coco Chanel von einem Urlaub an einem sonnigen Ort nach Paris zurückkehrte (die Quellen sind sich über Jahr und Ort dieser Epochenwende allerdings nicht einig). Sie trug ihre ungewöhnliche und für die damalige Zeit schockierende Bräune so selbstsicher zur Schau, dass ihr bald viele Frauen nacheiferten. Wer sich keinen Urlaub leisten konnte, griff auf Bräunungslampen zurück.